Sonntag, 26.8.
Gestern sind neue Aufnahmen für „Reloading Babel“ entstanden, diesmal mit Sansan, die aber teilweise sehr gut verständlich ist. Ich werde wohl zwei Abteilungen aufmachen müssen: a) neue deutsche Dialekte und b) nie gehörte Sprachen.
Ich werde für ImproVoice das Gedicht Leerer Berg von Wang Wei auf Chinesisch lernen und die Version von Kammy vom Abendlied. Bei den Leidenschaften der Seele werde ich das Herzsutra auf chinesisch auswendig psalmodieren – hoffe ich jedenfalls, dass es mir gelingt!
Das Interesse an meiner Arbeit scheint relativ groß zu sein. Mich fragen immer wieder Leute, was ich denn da so mache mit Sounds. Für die SoundKunstSzene in Taipei scheint es schwer vorstellbar, dass ich nur mit meiner Stimme arbeite und so gut wie keine Technik benötige. Bin gespannt, ob die Leute zu meinen Aufführungen kommen werden.
Gestern eine Frau getroffen, die ebenfalls mit Stimme arbeitet und offenbar vor einigen Jahren ganz unwillkürlich in eine Trance gefallen ist, aus der heraus eine neue Stimme kam. Die versucht sie nun in ihre künstlerische Arbeit einzubauen. Sehr interessant.
Gestern war ich der Vernisage einer Ausstellung eingeladen, bei der es nur Sounds zu hören gab. Drei Künstler, ein Franzose namens Yannick Dauby und zwei Taiwaner Yen-Tin Hsu und Wan-Shuen Thai haben über Jahre Klänge der Region Chiayi auf Taiwan aufgenommen, ursprünglich für ein Klangarchiv, das vom Kulturamt der Region eingerichtet werden sollte. Das Projekt scheint erstmal gestoppt, aber das Material existiert und die drei haben einen kleinen Teil der Sounds für eine Ausstellung arrangiert. Das war ganz interessant, auch wenn ich nicht ganz überzeugt bin, dass es reicht, die Klänge in einer Galerie auf bestimmte Weise zu präsentieren, um aus dem dokumentierten Material Kunst zu machen. Unter www.kalerne.net kann man die Arbeit von Yannick Dauby kennenlernen. Dort soll es ab Oktober auch Ausschnitte aus dem Chiayi Sound Projekt zu hören geben.
Am Abend eine Performance der taiwanischen Künstlerin Vera Chen im Treasure Hill Artist Village, der Dependance des Zentrums, in dem ich gerade wohne. Treasure Hill ist ein relativ ursprünglich erhaltenes Dorf an einem Hügel, das zu einem Kunstort ausgebaut wird, in dem aber weiter auch die so genannten normalen Leute leben können. Ein surrealer Ort, denn die Aussicht geht von diesem recht beschaulichen Dörfchen direkt auf mehrere Autobahntrassen.
Dort hat Vera Chen eine Performance entwickelt, bei der 20 junge Schauspieler und Tänzer an verschiedenen Plätzen kleine Szenen spielen und die Zuschauer von einer Akkordeon spielenden Frau von einem Spielort zum nächsten geleitet wird. Das funktioniert sehr gut. Eine anregende Erfahrung für das nächste Stück von KörperSchafftKlang, das vielleicht ebenfalls als Parcours inszeniert werden soll.
Danach konnte ich mich im TAVCafé ganz der hiesigen Eß- und Trinkkultur widmen: dort fand die Farewell-Party von drei Residenzkünstlern statt. Es ging ziemlich hoch her, Samstags ist das Café der Treffpunkt von europäischen und taiwanischen Leuten, die gerne Livemusik hören. Gestern spielte eine international besetzte Band Swing und Rock´n´Roll, ziemlich abgedreht.
Yesterday I made
new recordings for "Reloading Babel", this time with Sansan, who sometimes
is very easy to understand. I'll probably have to open two sections: a) new
German dialects and b) never heard languages.
For the ImproVoice-concert
I will learn the poem Empty Mountain of
Wang Wei in Chinese and the version of Kammy from Matthias Claudius´ Abendlied.
For the passions
of the soul I will chant the Heart Sutra by heart (!) in Chinese - I at least
hope that I succeed!
The interest in
my work seems to be relatively large. People often ask me what I'm doing there
so with sounds. For the sound art scene in Taipei, it seems hard to believe
that I only work with my voice and almost no technical need. Let's see if the
people will come to my performances.
Yesterday I met a
woman, who also works with voice and a few years ago involuntarily fell into a
trance, from which a new voice appeared. She is now trying to incorporate it
into her artistic work. Very interesting.
Yesterday I was
invited to the vernissage of an exhibition in which there were just sounds to listen
to. Three artists, a Frenchman named Yannick Dauby and two Taiwanese Yen-Tin
Hsu and Shuen Wan-Thai have recorded over the years sounds of the region Chiayi
in Taiwan. Originally for a sound archive, which should be established by the
Department of Culture of the Region. The project seems to be stopped now, but
there is the material and the three have arranged a small part of the sounds
for an exhibition. That was quite interesting, although I am not entirely
convinced that it's enough to present the sounds in a gallery in a certain way
to make art out of the documented material. Under www.kalerne.net one can get
animpression about the work of Yannick Dauby. Starting in October there will be
excerpts from the Chiayi sound project .
At the evening I
saw a performance of Taiwanese artist Chen Vera at Treasure Hill Artist
Village, the dependence of the center, where I live now. Treasure Hill is a
relatively original preserved village on a hill, which is going to developed to an art
place in the next time but the so-called normal people should be able to stay
there, too. A surreal place, because the view from this very quiet little
village goes directly on several freeway routes.
There Vera Chen has
developed a performance in which 20 young actors and dancers at different
places play little scenes. An accordion playing woman guided the audience from
one venue to the next. The performance works very well. A stimulating
experience for the next piece of KörperSchafftKlang that perhaps will also be staged
as a parcours.
Afterwards I could concentrate on
the local eating and drinking culture in TAVCafé: there was the farewell party of three residential artists. It was a great party, Saturday is the café a
kind of the meeting point of European and Taiwanese people who like to listen
to live music. Yesterday, an international band played Swing and Rock ´n´ roll,
pretty good.
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