Freitag, 10. August.
Seit Dienstag bin ich in Taipei und versuche mich an diesem Ort, der zugleich sehr fremd und sehr bekannt zu sein scheint, einzuleben. In diesem Blog will ich aber niemanden mit touristischen Details langweilen, sondern mich auf die Sachen konzentrieren, die mit meinen künstlerischen Projekten zu tun haben
Heute mit ein paar Mitarbeiterinnen des TAV über verschiedene Details meiner Vorhaben
gesprochen. Dabei hat sich herausgestellt, dass eine der jungen Frauen die I-Ging Hexagramme nicht
kannte. Das hat zwar auch die Empörung ihrer Kolleginnen hervorgerufen, und
doch ist es ein Indiz für die Ferne der altchinesischen Tradition im Leben und
Denken der jungen taiwanischen Generation. Untergründig wirken die Traditionen
natürlich weiter, aber ich könnte nicht sagen, dass ich schon etwas davon
aufgespürt hätte. Bislang fällt mir (und den Künstlerkollegen, mit denen ich
schon gesprochen habe) eher eine gewisse Unflexibilität auf, ein recht starkes
Festhalten an Regeln. Nichts vom prozesshaften Denken, dass ich so anregend für
die Stimmarbeit finde. Aber das kann ja noch kommen, ich habe auch noch nicht
das Gefühl, die Stadt und das Land mit seinen Leuten schon verstanden zu haben.
Wäre ja auch anmaßend nach ein paar Tagen.
Allmählich beginne ich mir Gedanken über meine verschiedenen
Projekte und Auftritte zu machen. Die Idee, mit einem chinesischen
Diktiersystem zu arbeiten, das (meine) chinesisch gesprochenen Texte
verschriftlicht, scheint wenig Sinn zu machen. Denn die Texte, mit denen ich
arbeiten wollte, sind in einem klassischen Chinesisch verfasst, das keine
heutige Software verstehen würde. Der Sinn, der herauskommen würde, wäre nicht
deshalb verzerrt, weil ich so schlecht chinesisch spreche, sondern weil die
Laute im heutigen Chinesisch etwas ganz anderes bedeuten.
Die Frage ist nun, ob ich eine Version des DaoDeJing benutze,
die ins zeitgemäße Chinesisch übersetzt wurde. Das ist halt nicht der Urtext,
sondern schon eine Interpretation. Außerdem brauche ich dann eine Version in
der PinYin-Umschrift, sonst kann ich sie nicht lesen.
Für mein ImproVoice Programm, das ich Anfang September
spielen werde, wollte ich heute die chinesische Übersetzung für „Hier und
Jetzt“ , womit ich ja meistens das Konzert beginne, finden. Mein
online-dictionnary hat mir auch einen Begriff geliefert: DangChang. Es stellte
sich aber heraus, das dieses Wort heute so gut wie nie gebraucht wird, weil es
zu offiziell klingt. Außerdem kann es auch für Vergangenheitsformen benutzt
werden, ist also herzlich ungeeignet für mich. Den Mitarbeiterinnen hier fiel
es nicht leicht, eine gute chinesische Begrifflichkeit zu finden. Da ist
offenbar mehr gefordert als eine einfache Wort für Wort-Übersetzung.
Angeschlossen an das TAV ist ein Café und eine Bar, in der es
an fünf Abenden in der Woche Livemusik gibt, zum großen Teil Jazz und
experimentelle Sachen, also ein Ort, den sich manche europäische Stadt wünschen
würde. Gestern habe ich ein Konzert eines Jazz-Trios besucht, eine Pianistin
und ein Bassist aus Taipei und ein Drummer aus England (?), junge Leute, die
ziemlich gut waren. (www.tavcafe.com Die website existiert noch gar nicht, wie ich jetzt erfahren habe, Infos findet man auf der Facebookseite.) Der
Laden wird geführt von einer taiwanischen Frau, die lange in den USA lebte und
hier einen besonderen Ort geschaffen hat.
Friday 10th of August.
Since Tuesday I'm in Taipei and try
to get used to this place, that seems very strange and very well known to me at
the same time. In this blog I don´t want to bore anyone with tourist details,
but concentrate on the things that have to do with my artistic projects
Today I
talked with a few employees of TAV on various details of my projects. It turned
out that one of the young women dind´t know the I-Ching hexagrams. Although
this provoked the outrage of her colleagues, it is yet an indication of the
distance of the ancient Chinese tradition in the life and thought of the young
generation of Taiwanese. Subliminally, the traditions surely continue, but I
could not say that I have already found down some of them. So far, I find it
(and fellow artist with whom I have already spoken) more of a certain
inflexibility and a fairly strong reliance on rules. Nothing of the
process-based thinking that I find so inspiring for the voice work. But it may
still occur, I do not think that I already have understood the city and the
country and its people. Would indeed be presumptuous after a few
days.
Gradually, I begin to think on my various projects and performances. The
idea of working with a Chinese dictation system, that would bring the Chinese
spoken texts into a written form seems to make little sense. For the text,
which I wanted to work with, are written in classical Chinese, which would not
been understoodd by today's software. The change of meaning taking place in the
process of transforming my talk into written words would not be biased because
I speak Chinese so bad, but because the Chinese sounds would mean something
very different in contemporary chinese.
The question now is whether I use a
version of the Tao Te Ching, which was translated into modern Chinese. That's
just not the original text, but already an interpretation. Also I need a
version in the PinYin transcription, otherwise I can not read them.
For my
ImproVoice program that I'm going to show in early September, I today was
looking for a Chinese translation for "Here and Now," that often
begins the concert. My online dictionnary has provided me an idea: DangChang.
It turned out that this word isn´t used today very often, because it sounds too
official. In addition, it can also be used for past tenses, and is therefore
unsuitable for me. for the people here it was not easy to find a good Chinese
terminology. There is obviously required more than a simple word for word
translation. (Google should know that!)
TAV is connected to the coffee shop and
bar, where for five nights a week there is live music, mostly jazz and
experimental stuff, so a place that some European cities would like to have.
Yesterday I visited a concert by a jazz trio, a pianist and a bassist from Taipei
and a drummer from England (?), Young people who were pretty good. ( www.tavcafe.com This website doesn´t exist so far as I just heard, on facebook are some information.) The shop is run by a Taiwanese woman who lived long in the U.S. and has
created a very special place.
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