Das ist ein Beitrag, der mit der Langzeit-Performance unter dem Titel "Der langsame Hase" zu tun hat, in dem das Ensemble KörperSchafftKlang manchmal zusammen und manchmal in solistischen Aktionen sich mit drei chinesischen Gedichten aus verschiedenen Epochen künstlerisch auseinandersetzt:
In
der Presse gab es in den vergangenen Tagen (August 2019) eine interessante Geschichte, die mit der Bedeutung
chinesischer Gedichte zu tun hat, die ja auch im Zentrum des langsamen Hasen
stehen. In Hongkong hat einer der reichsten Leute der Stadt Li Ka-Shing in der
Zeitung einen Zeile aus einem Gedicht veröffentlicht, als Kommentar zu der
schwierigen Situation dort und der Gefahr, dass es zu einem Einmarsch der
Chinesen kommen könnte.
In
China gab es die Tradition, politische Verhandlungen zwischen Gegner so zu
führen, dass man sich gegenseitig Zeilen aus klassischen Gedichten zusendet, in
erster Linie aus dem sogenannten Liederbuch der Chinesen, der ältesten
Lyriksammlung überhaupt, die in klassischen Zeiten Grundlage der Bildung war.
Jeder gebildete Chinese kannte damals die Gedichte und wusste, was mit der
jeweiligen Zeile gemeint ist. Daran knüpft Li Ka-Shing offensichtlich an. Ob
jemand versteht, was er meint? Die Journalisten scheinen jedenfalls ratlos zu
sein.
“Die
Melone von Huangtai kann die Ernte nicht mehr ertragen” heißt die merkwürdige
deutsche Übersetzung. Sie stammt aus einem Gedicht eines Kaisersohns der
Tang-Zeit, der von seiner Mutter unter Hausarrest gestellt wurde und versucht,
sie zu erweichen. Doch sie zwingt ihn letzten Endes zum Selbstmord. Da liegt es
doch nahe, an die Hongkonger Ministerpräsidentin Lam zu denken, die ihre
“Kinder”, die Jugend von Hongkong in den Selbstmord treibt?