Sunday 10 October 2021

Why/Warum Beuys 2021? a lecture/ein Vortrag

English below!

Vortrag:

Warum Beuys heute? 

Überlegungen vom IRWEGK aus.

 

(Dieser Text basiert auf einem Vortrag, den ich zum Start in die zweite Beuys-Woche des stimmfeld-Vereins am 29. September 2021 im stimmfeld-Studio Köln gehalten habe. Das Video zu dem Vortrag findet sich hier: https://vimeo.com/634551723. (Die schriftliche Form ist um ein paar Überlegungen erweitert.)

 

Die Frage, warum ich mich so intensiv mit Beuys beschäftigt und in den beiden Beuys-Wochen 2021 Kolleg*innen und Freund*innen dazu eingeladen habe, es mir für einige Zeit gleichzutun, findet eine erste Antwort auf der persönlichen Ebene. Joseph Beuys gehört zu den „Heiligen“ in meinem Kalender. Sein Künstlersein hat für mich Vorbildcharakter weil er mit seiner eigenen Lebensform gezeigt hat, wie man sehr verschiedene Aktivitäten unter dem Begriff der Kunst (bzw. der Konzeptkunst) unter einen Hut bringen kann. Da bin ich ihm als jemand der ebenfalls sehr verschiedene Tätigkeitsfelder versucht, in einem Leben unterzubringen, dankbar für die begriffliche Hilfe. (Diesen Gedanken habe ich in dem Vortrag „100 Jahre, 7000 (tote) Bäume und eine Woche im Mai“ etwas genauer ausgeführt: https://vimeo.com/512862085.)

 

Ein zweiter Grund ist ebenfalls persönlicher Natur, aber ragt bereits in das Thema hinein, um das es mir hier geht.

Ich mag Jubiläen und Jahrestage! Meine Arbeit der letzten Jahre war immer wieder angeregt und geprägt von bestimmten kalendarischen Daten. 100 Jahre DaDa haben zu der Totenklage geführt. Meine Grundgesetzwanderung endete am 23. Mai 2019; zum 70. Jahrestag der Inkrafttretung des Grundgesetzes; zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht habe ich zum ersten Mal die Texte von Alfred Wolfsohn zu seinen Erfahrungen als deutscher Jude vorgelesen. Usw.

Dahinter steckt ein Gedanke, der mit IRWEGK, dem Institut zur Rettung der Welt aus dem Geiste der Kunst direkt zu tun hat. Darin geht es mir ja u.a. darum, eine innere Haltung zur Welt zu kultivieren, in der Dinge, Beziehungen, Tage und Orte mehr werden als bloße Daten, in dem sie mit Bedeutung und Handlungsoptionen aufgeladen werden. Darauf komme ich später zurück.


Auch als Stimmkünstler sehe ich ein paar Bezüge zu Joseph Beuys. Man findet bei ihm einen Umgang mit Stimme, der experimentell und performativ ist. Ich erinnere an seine Werke JaJa/NeinNein, den Öhh-Vortrag, die Performance Der Chef/The Chief – Fluxusgesang! Diese Haltung im Umgang mit der Stimme interessiert mich in meiner Arbeit als Künstler und Stimmlehrer ebenfalls.

 

Als Stimmkünstler fühle ich mich bei der Idee des erweiterten Kunstbegriffes sofort erinnert an den Begriff der Extended Voice, also der erweiterten Stimme. Da geht es ebenfalls darum, die Vorstellungen davon, welche stimmliche Äußerungen als Kunst durchgehen und welche da nicht hingehören, aufzugeben und jedem Stimmklang das Potenzial zu geben, künstlerisch interessant zu sein. Jeder Stimmklang ist Gesang.

In diesen Zusammenhang gehört auch Beuys´ Idee eines erweiterten Begriffes von Skulptur und Plastik. Soziale Plastik ist hier ein wichtiges Stichwort, aber auch die Vorstellung, dass schon ein Gedanke eine skulpturale Qualität hat. Diese Gedanken sind eine Quelle für meine eigene Arbeit mit Stimme, in der ich auf der Suche nach der stimmlichen temporären Skulptur bin. Allerdings war für mich hier die Idee der Klangskulptur von Terry Fox in diesem Zusammenhang entscheidender. 

 

Orpheus als Schamane?

Es gibt außerdem noch eine tiefere Verbindung zwischen dem Ansatz von Joseph Beuys und der künstlerischen Stimmarbeit in der Tradition von Wolfsohn/Hart: Diese Verbindung läuft über den Namen Orpheus und das orphische Geflecht. Das ist ein Begriff, den ich bei Kocku von Stuckrad[1] gefunden habe.

Mit dem orphischen Geflecht bezeichnet von Stuckrad die Verbindung von Kunst, Natur und Erkenntnis, die mythologisch mit dem Namen Orpheus verknüpft ist. Das hat sowohl viel mit Beuys zu tun, dessen erweiterter Kunstbegriff diese drei Elemente umfasst, als auch mit meiner/unserer Arbeit im stimmfeld und dem Ansatz von Wolfsohn/Hart. Denn in der Erkundung der menschlichen Stimme spielen diese drei Aspekte immer mit rein. Künstlerische Erkundung, Erkenntnisprozesse mit manchmal therapeutischer also heilender Nebenwirkung und Positionierung des singenden Menschen in der Welt, die Natur ist.

Schon im 19. Jahrhundert gab es die Idee, dass Orpheus, der mythische Sänger und erste Künstler, auch der erste Schamane war, also jemand, der mit sozusagen allen Bewohnern der Welt, sichtbar oder unsichtbar in Kontakt treten konnte. Dazu gehören ganz besonders die Tiere. Beuys hat ja da angesetzt und gefordert, dass wir – die Künstler – (alle sind Künstler!) dieses Gespräch mit der Natur, die zu uns spricht und uns zuhört, wieder aufnehmen. Und zwar auf der Grundlage all dessen, was der menschliche Geist in den letzten Jahrhunderten gedacht und entdeckt hat. Nicht also zurück zur Natur, sondern mit den Errungenschaften der Moderne ein neues heilsames Verhältnis zur Natur schaffen. Und da steht er in einer Traditionslinie mit den Schamanen, die dieses dialogische Verhältnis vorgelebt haben (in sehr speziellen gesellschaftlich-natürlichen Verhältnissen) und eben auch Orpheus, der die poetische Ordnung der Welt installiert hat. Der dialogische Charakter der poetischen Ordnung tritt besonders deutlich hervor in dem System von Stimme und Gehör, mit dem wir uns in der Stimmkunst beschäftigen.

 

Beuys Welthaltung und IRWEGK:

Eine Idee, wie die Welt aus dem Geiste der Kunst geschützt oder gerettet werden kann, setzt bei der grundlegenden Haltung gegenüber der Welt an. Die Haltung, die uns in die Misere geritten hat, lässt sich am besten als Weltbeherrschung beschreiben. Sowohl der Kapitalismus als auch die wissenschaftlich-technische Weltsicht, versucht die Welt zu berechnen, um sie dann beherrschen zu können[2]. Daraus sind, das darf nicht vergessen werden, unglaubliche Entwicklungen und Errungenschaften hervorgegangen, aber jetzt zeigt sich, dass die Weltbeherrschung in eine Weltzerstörung umschlägt und es höchste Zeit wird, eine neue Haltung zur Welt zu finden.

Bei Beuys kann man da zumindest indirekt fündig werden, da er zu denjenigen gehört, die darauf setzen, dass durch die Kunst die Welt gerettet wird. Oder besser: Nur wenn jede und jeder zum Künstler wird, ist die Welt zu retten. Zum Künstler werden bedeutet, das Künstlersein, das in jedem Menschen per se steckt, zu wecken. Worin besteht nun aber dieses Künstlersein? Im Denken von Beuys läuft vieles darauf hinaus, die Kreativität zum entscheidenden Element zu machen. Diese Idee ist aber nicht ganz unproblematisch. So hat der Neoliberalismus den kreativen Ball gerne aufgenommen und Kreativität zu einer Kompetenz gemacht, die man im kapitalistischen Spiel haben muss, um einigermaßen mitspielen zu können. Das ist natürlich nicht im Sinne Beuys gewesen, der die Kreativität immer in der engen Verbindung mit Freiheit und Selbstbestimmung sehen wollt. Dazu komme ich gleich nochmal zurück.

Doch es gibt auch aus anderen Gründen große Zweifel, dass mit Kreativität die Welt zu retten ist: In der Welt wird viel zu viel geschaffen! Vor kurzem ging eine Meldung durch die Presse, dass die Masse der künstlich hergestellten Dinge mittlerweile die Masse der natürlichen Dinge übersteigt. Auch wenn man nachfragen müsste, was da genau verglichen wird und wie man so etwas feststellen soll, bleibt die Vorstellung darüber, wie unglaublich viel in der Welt vom Menschen produziert wird, beeindruckend und erschreckend. Doch alles, was produziert wird, ist zu Anfang aus einem kreativen Akt entstanden! Nicht zuletzt durch eine ausufernde Kreativität ist die Welt so vollgemüllt! Für die Welt wäre es also besser, wenn wir lernen würden, weniger kreativ zu sein. Das ist natürlich polemisch und die Entgegnung darauf lautet, dass die Kreativität in einen künstlerischen Kontext eingebettet sein muss, um im Sinne Beuys´ zu wirken. Aber dann ist Künstler*innensein mehr (und anderes) als mit dem Begriff der Kreativität bezeichnet wird. Bei Beuys stellen Selbstbestimmung und Selbstverantwortung für das eigene Handeln den zweiten und vielleicht entscheidenden Aspekt des Künstlerseins dar. Das ist ganz wichtig, auch in unserem Zusammenhang. Aber man kann auch das ganz anders sehen: Ist Selbstbestimmung ein notwendiges Charakteristikum des Kunstschaffens und der Kunstschaffenden?

Dagegen könnte man sagen: Niemand ist in seinem Schaffen so fremdbestimmt wie Kunstschaffende. Künstlerin und Künstler entscheiden sich nicht frei für ihre Kunst. Sie fühlen sich oft gezwungen, ihrer Kunst zu dienen, sie ins Leben zu bringen. Und nehmen dafür oft genug viele Opfer auf sich. Anders als bei den sogenannten Freizeit-Künstlern, die das Kunstschaffen als den freien Raum verstehen, den sie ihrem ansonsten bourgeoisen Leben abtrotzen, ist die Kunst der Künstler*in im engeren Sinne kein freier und kreativer Raum, den man sich neben dem von Zwängen beherrschten Leben schafft. Die Kunst zwingt! Künstler*innen arbeiten oft in gewisser Weise gegen ihren Willen an ihrer Kunst. Von Selbstbestimmung muss da also auf der Ebene gar nicht die Rede sein.

 

Aber ich will hier von einer anderen Ecke her argumentieren. Meine These lautet: Das Künstlersein besteht in einem besonderen Weltverhältnis bzw. einer besonderen Haltung zur Welt.

Um zu erklären, was ich damit meine, greife ich mal wieder die Max-Scheler-Schublade[3] und ziehe eine Unterscheidung hervor, die uns hier helfen kann. Scheler hat sich viel mit dem Begriff des Wissens beschäftigt. Wissen ist immer Wissen von „der Welt“ und insofern zeigt die Art des Wissens, die in einer Kultur oder Gesellschaft ganz vorne steht, welches Weltverständnis in dieser Kultur vorherrscht. Scheler sieht in Europa ab dem 13. Jahrhundert eine Tendenz, ein Weltwissen zu sammeln, das auf Beherrschung der Welt abzielt. Davon habe ich oben ja schon gesprochen. Da ist Scheler wirklich nicht der einzige, aber was ihn interessant macht, ist sein Vorschlag für andere Formen des Wissens, die nicht neu erfunden werden müssen, sondern in anderen Kulturen und Gesellschaften lange dominant waren. Scheler spricht von Bildungswissen und von Heilswissen. Bildungswissen ist dasjenige Wissen, das hilft, mich als Person zu bilden, weiter zu entwickeln oder zu wachsen. Heilswissen besteht nach Scheler in einem Wissen, das dem „Seelenheil“ zugute kommt. Beide Wissensformen sind nicht in erster Linie für die Konfrontation mit der Welt relevant, sondern für das „Erkenne dich selbst!“, das allerdings den Umweg über die Welt einschlagen muss. Ich will hier nicht genauer darauf eingehen, was Scheler mit dieser Unterscheidung im Sinn hat[4]. Wichtig ist nur, dass zum Erwerb dieses Wissens nicht Herrschaftswille nötig ist, sondern etwas anderes: Liebe! Ich muss mich in einem liebenden Grundmodus der Welt öffnen, um Anteil an ihr zu haben. Denn Wissen ist nach Scheler ein Weltverhältnis: Wenn ich etwas weiß, habe ich Anteil an dem, was ich weiß. Ich bin direkt mit diesem Aspekt der Welt verbunden. Und diese Verbindung gelingt nur mit Liebe.

Zwar gibt es auch im kapitalistisch-wissenschaftlichen Komplex Menschen, die sich ihrem Gegenstand mit Liebe nähern. Viele große Wissenschaftler*innen zeichnen sich gerade durch ihre Liebe zu dem jeweiligen Forschungsbereich aus. Aber die allgemeine Struktur dieses Systems funktioniert über Herrschaftswille. Im Feld der Kunst gibt es natürlich auch Künstler*innen, die diesen Herrschaftswillen kennen und nutzen, aber die allgemeine Struktur der Kunst ist eine Liebe zu ihren Gegenständen. Nur aus dem Modus der Liebe zur Welt, zur Musik, zur Sprache, zu Farben und Formen, usw. entsteht Kunst. Deshalb ist die Kunst die Lebensform, aus der eine neue allgemeine Welthaltung entstehen kann.

Die künstlerische Welthaltung erlaubt einen Umgang mit der Welt und allem, was es in ihr gibt: aus einem Grundmodus der Liebe und des Respekts und nicht der des Herrschaftswillen und der Kontrolle.

 

Beuys, IRWEGK und Corona

Ein Text, der nach der Relevanz des künstlerischen Ansatzes von Joseph Beuys für die Gegenwart des Jahres 2021 fragt, kann das Thema Corona nicht außen vor lassen. Die Pandemie hat einige gesellschaftliche und ideologische Verwerfungen der Spätmoderne, die bislang eher im Untergrund wirkten, mit Gewalt an die Oberfläche gebracht und wir sind gezwungen, uns damit auseinanderzusetzen. Bei Beuys ist davon direkt nicht viel zu lesen. Immerhin gibt es in einem Buch mit den Texten Beuys eine Kapitelüberschrift „Impfung und Planeten“[5], und in einer seiner Grafiken kommen diese beiden Begriffe nebeneinander stehend vor. Vermutlich hatte Impfung für Beuys eine durch und durch positive Färbung. Seine Arbeit an der sozialen Plastik einer neuen Gesellschaft könnte man als eine Impfkampagne verstehen. Auch die Corona-Impfungen hätte Beuys wahrscheinlich faszinierend gefunden, weil es sich um eine planetarische soziale Plastik handelt. Aber entscheidender als diese Vermutungen meinerseits sind zwei andere Punkte.

 

Die Gründung von IRWEGK fand noch kurz vor der Corona-Pandemie statt, die die geistige Situation unserer Zeit einerseits verändert und andererseits vielleicht erst deutlich zum Vorschein gebracht hat. In der Skepsis gegenüber dem politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umgang mit der Pandemie wurde deutlich, sie sehr die antimodernen Tendenzen in großen Teilen der Bevölkerung bereits die Oberhand gewonnen haben. Ich beschäftige mich in meiner Arbeit als Künstler und Schreiber seit langem insbesondere mit den kapitalistischen Auswüchsen der Moderne und deren zerstörerische Kräfte für Mensch und Welt. Zugleich aber glaube ich, dass man im strengen Sinne gar nicht antimodern sein kann, weil wir in der Welt leben, in der wir leben und deshalb von den modernen Gegebenheiten ausgehen müssen, um darin das heilende Potenzial zu finden und zu entwickeln.

Da sehe ich in Beuys wieder ein Vorbild: Beuys war ein radikaler Kritiker eines einseitig rationalistisch-materialistischen Weltbildes und hat in vielen seiner Aktionen den oben erwähnten poetischen Weltzugang gesucht und künstlerisch offengelegt. Aber er war zugleich ein großer Bewunderer der modernen Wissenschaften und war nie an einem Entweder - Oder interessiert. Ihm ging es um ein umfassendes Weltverständnis, das die verschiedenen Stränge integriert und zu einer Vorstellung und Haltung beiträgt, die dem Menschen und der Welt entsprechen und zugute kommt.

Die großen ethischen Errungenschaften der Moderne waren für ihn geradezu heilig: Die Freiheit des Menschen, die Gleichheit des Menschen vor dem Recht und die damit verbundene Idee einer Demokratie.

Die Anti-Moderne zeichnet sich dagegen in vielen Spielarten dadurch aus, dass in ihnen ein elitäres Verständnis des Menschen vorherrscht. Es gibt die Wenigen, die es begriffen haben und die große dumme Masse, die es wohl nie begreifen wird. Dieses Muster fand sich in vielen Posts und Pamphleten, die sich kritisch und ablehnend gegen den allgemeinen Umgang mit der Pandemie äußern.

Die wichtigste Formulierung dieser Denkart im 20. Jahrhundert stammt wohl von Martin Heidegger, und es ist kein Zufall, dass Heidegger zugleich derjenige unter den ernstzunehmenden Philosophen seiner Zeit ist, der sich am tiefsten in die nationalsozialistische Ideologie verstrickt hat. Bei ihm war die Rede von den wenigen, die sich dem Eigentlichen stellen und den vielen, die im „man“ verhaftet bleiben und nicht durchdringen zur Wahrheit, die sich nur den Wenigen zeigt. Das ist natürlich eine sehr attraktive Denkweise, sofern man einen Weg gefunden hat, sich selbst zu den wenigen Wissenden zu zählen. Darin besteht auch einer der Tricks in der modernen Pop-Esoterik. Aber damit wird zugleich zutiefst undemokratisch gedacht.

Dagegen war bei Beuys, der ja sehr wohl über die Anthropologie auch esoterische Züge hatte, immer klar: Jeder Mensch ist ein Künstler.

Eine solcherart demokratische Grundeinstellung ist sehr viel anstrengender durchzuhalten als eine elitäre Haltung. Beuys ruft dazu auf, sich mit dem eigenen Kunstschaffen nicht in die Ecke der vermeintlich Auserwählten zurückzuziehen, sondern an einem demokratischen Menschen- und Künstler*innenbild festzuhalten.

 


 

Lecture:

Why Beuys today? 

Reflections from the IRWEGK.

 

(This text is based on a lecture I gave at the start of the second Beuys week of stimmfeld association on 29 September 2021 in the stimmfeld studio in Cologne. The video of the lecture can be found here: https://vimeo.com/625339485. The written form contains a few additional reflections).

  

The question of why I have been so intensively involved with Beuys and why I have invited colleagues and friends to do the same during the two Beuys Weeks in 2021 for a while finds a first answer on a personal level. Joseph Beuys is one of the "saints" in my calendar. His being an artist is a role model for me because he showed with his own way of life how very different activities can be reconciled under the concept of art (or conceptual art). As someone who also tries to accommodate very different fields of activity in one life, I am grateful to him for the conceptual help. (I elaborated on this idea in the lecture "100 years, 7000 (dead) trees and one week in May": https://vimeo.com/512862085.)


A second reason is also of a personal nature, but already reaches into the topic I am concerned with here.

I like jubilees and anniversaries! My work in recent years has often been inspired and shaped by certain calendrical dates. 100 years of DaDa led to the Totenklage (Lament for the Dead). My constitution walk ended on 23 May 2019 - on the 70th anniversary of the coming into force of the Grundgesetz, the German Constitution; on the 80th anniversary of the Reichspogromnacht 2018, I read Alfred Wolfsohn's texts on his experiences as a German Jew for the first time. Etc.

Behind all this is an idea that is directly related to IRWEGK, the Institute for the Saving of the World from the Spirit of Art. In it, I am concerned, among other things, with cultivating an inner attitude to the world in which things, relationships, days and places become more than mere data, in which they are charged with meaning and options for action. I will come back to this later.

 

As a voice artist, I also see some references to Joseph Beuys. One finds in him a way of dealing with voice that is experimental and performative. I remember his works JaJa/NeinNein, the Öhh-Lecture, the performance Der Chef/The Chief - Fluxusgesang! This attitude in dealing with the voice also interests me in my work as an artist and voice teacher.

And as a voice artist, I immediately feel reminded of the concept of the extended voice when I hear Beuys´ idea of the extended concept of art. This is also about leaving behind the ideas of which vocal expressions pass as art and which do not belong there, and giving every vocal sound the potential to be artistically interesting. Every vocal sound is singing.

Beuys' idea of an expanded concept of sculpture also belongs in this context. Social sculpture is an important keyword here, but also the idea that even a thought has a sculptural quality. These thoughts are a source for my own work with voice, in which I am searching for a something that can be called a vocal temporary sculpture. However, Terry Fox's idea of sound sculpture was the more decisive one for me here in this context.

 

Orpheus as shaman?

There is furthermore a deeper connection between the approach of Joseph Beuys and artistic voice work in the Wolfsohn/Hart tradition: this connection goes through the name Orpheus and the Orphic web or network (das orphische Geflecht). This is a term I found in the work of Kocku von Stuckrad[6].

Von Stuckrad uses the Orphic network to describe the connection between art, nature and knowledge that is mythologically linked to the name Orpheus. This has a lot to do with Beuys, whose expanded concept of art encompasses these three elements, as well as with my/our work in the stimmfeld and the Wolfsohn/Hart approach. Because in the exploration of the human voice, these three aspects always play a role. Artistic exploration, cognitive processes with sometimes therapeutic, i.e. healing, side effects and the positioning of the singing human being in the world that is nature.

As early as the 19th century, there was the idea that Orpheus, the mythical singer and first artist, was also the first shaman, that is, someone who could make contact with all inhabitants of the world, visible or invisible. This includes in particular animals. Beuys started at that point and demanded that we - the artists - (all of us are artists!) resume this conversation with nature, which speaks to us and listens to us. This process should include everything that the human mind has discovered in the last centuries. Not back to nature, then, but using the achievements of modernity to create a new wholesome relationship with nature. Here Beuys stands in a line of tradition with the shamans, who exemplified this dialogical relationship (in very special social-natural conditions) and also to Orpheus, who installed the poetic order of the world.

The dialogical character of the poetic order is particularly evident in the system of voice and hearing that we deal with in the art of voice.

 

 

Beuys World Attitude (Welthaltung) and IRWEGK:

An idea of how to protect or save the world from the spirit of art starts with the fundamental attitude towards the world. The attitude that got us into this mess can be described as world domination. Both capitalism and the scientific-technical worldview try to calculate the world in order to be able to dominate it[7]. This, we must not forget, has led to incredible developments and achievements, but now we see that world domination is turning into world destruction and it is high time to find a new attitude to the world.

Beuys is one of those who believe that the world will be saved through art. Or rather: the world can only be saved if everyone becomes an artist. Becoming an artist means awakening the artistic spirit that is inherent in every human being. But what does this being an artist consist of? In Beuys' thinking, much of it boils down to making creativity the decisive element. But this idea is not entirely unproblematic. Neoliberalism, for example, has taken up the creative ball and made creativity a competence that one must have in the capitalist game in order to be able to play along to some extent. Of course, this was not in the spirit of Beuys, who always wanted to see creativity in close connection with freedom and self-determination. I'll come back to that in a moment.

 

But there are other reasons for doubting that creativity can save the world: There is far too much being created in the world! Recently, a report went through the press that the mass of artificially produced things now exceeds the mass of natural things. Even though one would have to ask what exactly is being compared and how one is supposed to determine such a thing, imagining how much is produced in the world by humans remains impressive and frightening. Everything that is produced was initially born out of a creative act! It is not least due to rampant creativity that the world is so cluttered! In this perspective it would be better for the world if we learned to be less creative. This is, of course, polemical, and the response to it is that creativity must be embedded in an artistic context in order to have an effect in the sense of Beuys. But then, being an artist is more (and different) than what is meant by the term creativity. For Beuys, self-determination and self-responsibility for one's own actions represent the second and perhaps crucial aspect of being an artist. That is very important, also in our context. But one can also see it quite differently: Is self-determination a necessary characteristic of art creation and of those who create art?

In contrast, one could say: no one is less self determined in their creative work as artists. Artists do not freely choose their art. They often feel compelled to serve their art, to bring it into life. And often enough they make many sacrifices to do so. Unlike the so-called leisure artists, who see art as the free space they wrest from their otherwise bourgeois lives, the artist's art in the narrower sense is not a free and creative space that one creates for oneself alongside a life dominated by constraints. Art forces! Artists often work on their art against their will. So there is no need to speak of self-determination on that level.

 

But I want to argue from a different angle here. My thesis is that being an artist consists in a special relationship to the world or a special attitude to the world.

In order to explain what I mean by that, I will once again use the Max Scheler drawer and draw a distinction that can help us here[8]. Scheler was much concerned with the concept of knowledge. Knowledge is always knowledge of "the world" (including human nature) and in this respect the kind of knowledge that is at the forefront of a culture or society shows which understanding of the world prevails in that culture. Scheler sees a tendency in Europe from the 13th century onwards to accumulate a knowledge of the world that aims at mastering it. I have already spoken of this above. Scheler is not the only one in this regard, but what makes him interesting is his proposal for other forms of knowledge that do not have to be invented anew but have long been dominant in other cultures and societies. Scheler speaks of Bildungswissen or educational knowledge and of Heilswissen (knowledge of salvation). Educational knowledge is the kind of knowledge that helps me to form, develop or grow as a person. According to Scheler, salvation knowledge consists of knowledge that benefits the "salvation of the soul". Both forms of knowledge are not primarily relevant in confrontation with the world, but for "Know thyself!", which must, however, take detours via the world. I will not go into detail here about what Scheler has in mind with this distinction[9]. What is important is that the acquisition of this knowledge does not require the will to rule, but something else: love! I must open myself to the world in a fundamental loving mode in order to have a participation in it. For knowledge, according to Scheler, is a relation to the world: if I know something, I participate with what I know. I am directly connected with this aspect of the world. And this connection only succeeds with love.

It is true that there are people in the capitalist-scientific complex who approach their subject matter with love. Many great scientists stand out precisely because of their love for the respective field of research. But the general structure of this system functions through the will to rule and dominate. In the field of art, there are of course artists who know and use this will to dominate, but the general structure of art is a love for its objects. Only from the mode of love for the world, for music, for language, for colours and forms, etc. does art arise. Therefore, art is the form of life from which a new general world attitude can arise.

The artistic world attitude allows a way of dealing with the world and everything that exists in it: from a basic mode of love and respect and not that of the will to rule and control.

 

Beuys, IRWEGK and Corona

A text that asks about the relevance of Joseph Beuys' artistic approach for our times of the year 2021 cannot leave out the topic of Corona. The pandemic has forcibly brought to the surface some of the social and ideological distortions of late modernity that have hitherto operated more underground, and we are forced to deal with them. There is not much of this directly in Beuys' work. After all, in a book of Beuys' texts there is a chapter heading "Impfung und Planeten" ("Vaccination and Planets")[10], and in one of his graphics these two terms appear side by side. Presumably, vaccination had a thoroughly positive colouring for Beuys. His work on the social sculpture of a new society could be understood as a vaccination campaign. Beuys would probably have found the Corona vaccinations fascinating, too, because it is a planetary social sculpture. But more crucial than these conjectures on my part are two other points.

 

The founding of IRWEGK took place shortly before the Corona pandemic, which on the one hand changed the spiritual situation of our time and on the other hand perhaps first brought it to light. In the scepticism towards the political, social and scientific handling of the pandemic, it became clear how much the anti-modern tendencies had already gained the upper hand in large parts of the population. In my work as an artist and writer, I am since long particularly concerned with the capitalist excesses of modernity and their destructive forces for people and the world. At the same time, however, I believe that one cannot be anti-modern in the strict sense at all, because we live in the world we live in and therefore have to start from the modern conditions in order to find and develop the healing potential in them.

Here I see Beuys again as a role model: Beuys was a radical critic of a one-sided rationalist-materialist view of the world and in many of his actions he sought and artistically revealed the poetic approach to the world mentioned above. But at the same time he was a great admirer of modern science and was never interested in an either – or. He was concerned with a comprehensive understanding of the world that integrates the various strands and contributes to a conception and attitude that benefits humankind and the world.

The great ethical achievements of modernity were virtually sacred to him: human freedom, human equality before the law and the associated idea of democracy.

Anti-modernism, on the other hand, is characterised in many varieties by the fact that an elitist understanding of man prevails in them. There are the few who get it and the great stupid masses who will probably never get it. This pattern was found in many posts and pamphlets critical and dismissive of the general approach to the pandemic.

The most important formulation of this way of thinking in the 20th century probably came from Martin Heidegger, and it is no coincidence that Heidegger is also the one among the serious philosophers of his time who became most deeply involved in National Socialist ideology. He spoke of the few who face up to authenticity or ownedness (“Eigentlichkeit”) and the many who remain stuck in the "man" (they, the anyone, the one) and do not reach the truth that only shows itself to the few. This is of course a very attractive way of thinking, as long as one has found a way to count oneself among the knowing few. This is also one of the tricks of modern pop-esotericism. But at the same time, it is a deeply undemocratic way of thinking.

In contrast, Beuys, who also shows esoteric features through anthropology once in a while, was always clear: every person is an artist.

A basic democratic attitude is much more strenuous to maintain than an elitist attitude. Beuys calls on us not to withdraw with our own artistic work into the corner of the supposedly chosen, but to hold fast to a democratic image of human being and artist.



[1] Vgl. Kocku von Stuckrad: Der Schamanismus in europäischer Wahrnehmung,  in: Beuys und die Schamanen, Katalog zur Ausstellung in Schloß Moyland 2021, S. 136-141

[2] Mehr dazu in meinem Essay: Künstler sein im Kapitalismus, Athena-Verlag, Oberhausen 2018!

[3] Ich habe mich im Rahmen meiner Arbeit zum Künstlersein im Kapitalismus intensiv mit den Thesen des Philosophen Max Scheler beschäftigt, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine in Teilen sehr originelle Kapitalismuskritik formuliert hat. Dazu auf englisch: Being Artist in Capitalism 1 https://vimeo.com/137284937

und 2 https://vimeo.com/174408761.

 

[4] Was in dieser Dreiteilung des Wissensbegriffes fehlt, ist eine Kategorie für das lebenspraktische Wissen, also das, was uns als Menschen in der konkreten Lebenswelt hilft zu (über-)leben. Diese grundlegende Art des Wissens ist in der Spätmoderne ideologisch überlagert worden vom Herrschaftswissen, das es scheinbar unnötig macht, einen Umgang mit der Welt zu lernen, der die Vorgegebenheiten dieser Welt berücksichtigt. Aber genau diese Art von Wissen wird heute benötigt, um aus dem planetarischen Desaster herauszufinden.

[5] Joseph Beuys: Das Geheimnis der Knospe zarter Blüte, Texte 1941-1986, München 2000, S. 179.

 

[6] See Kocku von Stuckrad: Der Schamanismus in europäischer Wahrnehmung, in: Beuys und die Schamanen, catalogue for the exhibition in Schloss Moyland 2021, pp. 136-141.

[7] More on this in my essay: Being Artist in Capitalism, Athena-Verlag, Oberhausen 2018. You find a part of this book in English on: http://artistincapitalism.blogspot.com/2019/03/essay-being-performance-artist-in.html

[8] In the context of my work on being artist in capitalism, I have intensively studied the theses of the philosopher Max Scheler, who formulated a partly very original critique of capitalism at the beginning of the 20th century. See Being Artist in Capitalism 1 https://vimeo.com/137284937 and 2 https://vimeo.com/174408761.

[9] What is missing in this threefold division of the concept of knowledge is a category for practical knowledge, i.e. that which helps us as human beings to live or survive in the concrete world of life. This fundamental kind of knowledge has been ideologically overlaid in late modernity by knowledge of domination, which seems to make it unnecessary to learn a way of dealing with the world that takes the givens of this world into account. But it is precisely this kind of knowledge that is needed today to find our way out of planetary disaster.

[10] Joseph Beuys: Das Geheimnis der Knospe zarter Blüte, Texte 1941-1986, München 2000, S. 179.