Friday 7 August 2020

Ein Kunstausflug nach Bonn (August 2020)

 

Anfang August 2020 habe ich einen Ausflug nach Bonn gemacht und bin mit einer Empfehlung und einer Warnung zurückgekommen.

Wobei die Warnung letztlich auch nur eine Empfehlung ist....

 

Die echte Empfehlung bestand darin, einen Abstecher auf den Venusberg zu machen und sich dort bis 16. August die Ausstellung mit dem Titel „vogelfrei“ von Dea Bohde anzusehen. Zu finden im Wald waren dort Arbeiten von ihr, bei denen sie auf Spinnvlies malt. Durch die „Hängung“ mitten im Grünen wird die Malerei zur Skulptur, die den Raum um sich herum poetisch auflädt und verzaubert. Eine starke Ausstellung und einer der eher seltenen Fälle, in dem in der Konfrontation von Kunst und Natur eine Verbindung entsteht, die beide Seiten heller leuchten lässt. Die Ausstellung befand sich in dem Stück zwischen Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Hauweg (in dem man parken kann). Nichts wie hin!

 




 

 

Die Warnung betrifft die Ausstellung „State of the Art“, die ich mir in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn angesehen habe. Ich gebe zu, schon nicht mit allzu guter Laune dort angekommen zu sein, aber die Ausstellung hat mir keinen Anlass geboten, meine Laune zu steigern. Es geht dort um die spartenübergreifende Kunst, in der sich darstellende und bildende Kunst miteinander verbinden. Soweit, so gut. Was einem dann aber geboten wird, ist in weiten Teilen einfach ärgerlich. Man sieht mehrere Zeugnisse eines großen Missverständnisses, in dem Kunst mit Erlebnispädagogik verwechselt wird und einige Beispiele dafür, wie eine kleine Idee zu einer großen Sache aufgeblasen wird, die dann nur noch heiße Luft erzeugt. Es gibt große Arbeiten, denen man auf den ersten Blick ansieht, dass sie exakt für diese Art von Ausstellungshallen konzipiert sind und außerhalb dieses Kontextes überhaupt nicht funktionieren würden. Dazwischen ein paar Arbeiten, die ernster zu nehmen wären, aber in dem überpädagogisierten kuratorischen Konzept keinen Raum zum Atmen bekommen.

 

Die beste Arbeit zum Thema findet man einen Stock höher in der Ausstellung „Wir Kapitalisten“, nämlich das Video des taiwanisch-amerikanischen Künstler Sam Hsien, der vor 30 Jahren ein Jahr lang jede Stunde in seinem Studio eine Stechuhr betätigt und dann ein Foto von sich gemacht hat. Diese Fotoreihe wurde zu einem Film gemacht. Bei diesem Künstler könnten einige der Leute aus der unteren Ausstellung auch lernen, dass es bei partizipativer oder Performance-Kunst nicht darum geht, dass der tolle Künstler/die tolle Künstlerin einem naiven Publikum Erlebnisse ermöglicht, von denen die Kunstschaffenden glauben, die Zuschauer bräuchten so was – sondern darum, dass sich die KünstlerInnen selbst einer Situation aussetzen, die sie fordert, und daran ein Publikum auf welche Art auch immer teilhaben lassen kann.

Puh, jetzt habe ich aber vom Leder gezogen. Ich bin gespannt auf die Gegenrede!

Friday 15 May 2020

New study says: Group singing with simple harmonies spread Corona more than complex music



Corona virus seems to move more easily in acoustic contexts that have very simple harmonic structures. 
 
Dr Ralf Peters, head of stimmfeld and voice researcher for more than two decades, claims that the risk of being infected in group singing - like in choirs - is higher if the choir sings very simple songs. More complex musical material doesn´t raise the infection rate so much and so called experimental music shows the lowest danger. 

There is not yet a sufficient explanation but Dr Peters thinks the virus can surf on simple harmonies much easier that on complex frequencies. The DNA of the virus reacts on sound waves like everything else in the world. Since the virus is a very simple structure it adapts better to simple soundscapes. In complex harmonies the virus doesn´t feel comfortable and it isn´t able to move in all directions. With acoustic structures outside of the conventional harmonic field Corona seems be discouraged.

Peters recommends that choirs that are going to sing  together again should not only keep safe body distance to each other but work with disharmonious and atonal music rather than with simple beauty stuff. Make the virus dizzy with wild sounds!
Note: This theory is based only on the mind of Ralf Peters. There is no evidence for these results outside of his mind so far. But still he likes the idea!

Wednesday 15 April 2020

kein Manifest/ no manifesto


english below

 
Ralf Peters -
ein im stimmfeld gelandeter Künstler und Philosoph

Wenn ich versuchen wollte, meine verschiedenen Aktivitäten als Künstler, Denker, Autor, Lehrer etc. in einer einheitlichen Idee zu sammeln, dann käme am Ende warscheinlich eine Frage heraus. 


Die Geschichte, die ich hier von mir erzählen möchte, kann ich mit dem Diskos von Festos beginnen lassen, der schon seit Jahrzehnten eine Art geheimes Logo meiner Arbeit darstellt. Die ungefähr handtellergroße Tonscheibe, die in einem minoischen Palast auf Kreta im Jahr 1908 gefunden wurde, ist das älteste Druckerzeugnis der Menschheitsgeschichte, das mit beweglichen Lettern hergestellt wurde. Seine Bedeutung und seine Funktion liegen bis heute weitgehend im Dunkeln.

Die Theorien über die ursprüngliche Funktion des Diskos reichen von einem kultischen Gegenstand bis zu einer Bestandsliste für gelagerte Lebensmittel und Werkzeuge. Die auf der einen Seite der Scheibe verwendete Schrift namens Linear A ist bis heute nicht entziffert. 

Von all dem abgesehen ist der Diskos ein atemberaubend schönes Objekt. Kunst, die Rätsel aufgibt, deren Lösung nicht zwingend einen Gewinn darstellen würde. Die offenen Fragen treiben weiter als es die Antworten könnten.
Was hat das mit meiner Art des Kunstschaffens zu tun? Ich verstehe Kunst als die edelste Form der Forschung, die Bewegung des Suchens, die von offenen Fragen angetrieben wird und nicht bezweckt, diesen Motor durch letzte Antworten zum Stillstand zu bringen.

Der Diskos von Festos ist ein Symbol für das formgebende Suchen, das man Kunst nennt, obwohl die Scheibe erst im Laufe der Zeit selbst zu einem Kunstwerk geworden ist. Im Moment seiner Herstellung war mit ihr wahrscheinlich gar keine offene Frage verbunden. Das weist auf zwei weitere Elemente hin, die für meine Arbeit wichtig sind. Der Faktor der Zeit, mit dem ich in verschiedenen Hinsichten agiere und die Frage nach Erinnern und Vergessen. Beides hat offenkundig miteinander zu tun.

Die handtellergroße Scheibe ist auch ein Zeugnis der Entwickung der Schrift. Niemand weiß, ob mit den Zeichen, die darauf zu sehen sind, Sprachlaute verbunden waren. Ob es sich um Worte handelt, um Silben, oder einfach um Bilder. Diese Grenze zwischen dem Sprachlichen und Vorsprachlichen interessiert mich als Stimmkünstler ganz besonders. Wo fängt Sinn im Feld der stimmlichen Äußerungen an und welche Konsequenz hätte die Erkenntnis/Vermutung, dass nicht aller Sinn sprachlich kodierbar ist? Die Arbeit mit der Extended Voice ist mein Format, diese offenen Fragen mit künstlerischen Mitteln zu untersuchen, meist im Rahmen von Performance Art.

Die Größe der Scheibe verweist noch auf einen anderen Aspekt meiner Arbeit. Der Diskos kommt bescheiden daher, er ist keine überwältigende antike Skulptur, kein ehrfurchtsgebietender Tempel; er ist aus Ton, nicht aus Gold oder Jade. 

Obwohl ich mich als Extended Voice und Performance Künstler oft ziemlich weit außerhalb konventioneller Parameter bewege, frage ich mich, ob die Kunst heute nicht die schwere Aufgabe vor sich hat, auf die überwältigende Geste zu verzichten, vielleicht nicht bescheiden zu bleiben, aber zumindest nicht zu versuchen, dem Mainstream des zu Lauten und zu Grellen noch die Krone aufzusetzen.

Spenden? https://fr.tipeee.com/stimmfeld

 (Der Text ist auch auf meinen Websites stimmfeld.de und hoerfeld.de zu finden.)




english: 
Ralf Peters -
Artist and Philosopher - landed in stimmfeld

If I try to bring together my various activities as an artist, thinker, author, teacher, etc. in an unified idea, I would probably end up with a question. 

The story I want to tell about myself  begins with the Diskos of Festos, which has been a kind of secret logo of my work for decades. The approximately palm-sized clay disc, which was found in a Minoan palace on Crete in 1908, is the oldest printed product in the history of mankind that was made with movable letters. Its significance and function remain largely obscure to this day.

The theories about the original function of the disc range from a ritual object to an inventory of stored food and tools. The script used on one side of the disc, called Linear A, has not been deciphered until today.
Apart from this the Discos is a breathtakingly beautiful object. Art that poses puzzles, the solution of which would not necessarily be a gain. The open questions help to get further than the answers could.

What does that have to do with my way of creating art? I understand art as the noblest form of research, the movement of searching, which is driven by open questions and does not aim to bring this motor to a standstill by giving final answers.

The discos of Festos is a symbol for the form-giving searching that is called art, although the disc itself has only become a work of art over time. At the moment of its creation, there was probably no open question associated with it. This points to two further elements that are important for my work. The factor of time, with which I act in different ways, and the question of remembering and forgetting. The two are obviously related.

The palm-sized disc is also a testimony to the development of script and writing. No one knows whether the signs on it were associated with vocal sounds. Whether they are words, syllables, or simply pictures. This line between the linguistic and the pre-linguistic interests me especially as a voice artist. Where does meaning begin in the field of vocal utterances and what would be the consequence of the realization/assumption that not all meaning is linguistically encodable? Working with the Extended Voice is my format for investigating these open questions with artistic means, usually in the context of Performance Art.

The size of the disc also refers to another aspect of my work. The disc is modest, it is not a stunning ancient sculpture, not an awe-inspiring temple; it is made of clay, not gold or jade.
Although as an Extended Voice and Performance artist I often move quite far outside conventional parameters, I wonder if art today has the difficult task not to use the overwhelming gesture, perhaps not to remain modest, but at least not to try to top the mainstream of the too loud and too garish.


(This text is also available on stimmfeld.de - english section!)

Saturday 21 March 2020

Das Windprojekt: erste Aktionen


Meine Beschäftigung mit verschiedenen Formaten, Materialien, Aktionen ordnet sich immer wieder neu um eine Frage oder ein Thema, das ich ins Zentrum meiner Arbeit stelle. Dort steht es dann meistens für lange Zeit. So geschehen mit dem Grundgesetz – und die Wanderung mit den Grundrechten ist noch nicht vorbei, mit Hugo Balls Totenklage, mit den Dao Series und dem Langsamen Hasen und einer Reihe anderer Aktionen.

Das neue Thema ist sein einigen Monaten der WIND. Ich beschäftige mich mit den verschiedenen Konnotationen dieses Urphänomens und ganz allmählich bekommt das formlose Element in meinem Forschen Kontur. Noch weiß ich nicht, was am Ende dabei herauskommt, aber in meiner Video Arte Povera gibt es zum Wind schon ein paar kleine Filme.
Hier kann man sie sehen: