Überlegungen im Anschluss an einen Text von Thomas Metzinger
In der Süddeutschen Zeitung vom 24./25. April 2021 ist unter dem Titel „Im Ozean der Qualen“ ein Artikel des Philosophen Thomas Metzinger erschienen, in dem er sich dem großen Phänomen des Leidens widmet - und den ethischen Fragen, die sich für den Menschen ergeben, der das Leiden so vieler anderer Lebewesen nicht nur nicht verhindert, sondern oft genug verursacht. Der sehr lesenswerte Text bietet mir die Gelegenheit, ein paar eigene Fragen, die sich in meiner Arbeit auf dem überlappenden Feld von Philosophie und Kunst ergeben, zu formulieren und zu durchdenken.
Metzinger ist ein Vertreter der Analytischen Philosophie, die sich u.a. dadurch auszeichnet, ihre philosophische Arbeit vor dem Hintergrund eines naturwissenschaftlichen Weltbildes zu machen. Die Wissenschaft bietet das empirische Material, das es erlaubt, eine begriffliche Klarheit zu entwickeln, die zu philosophischen Thesen führen kann. Im konkreten Falle dieses Textes über das Leiden der Tiere fordert Metzinger von der Neurowissenschaft, sich mehr und genauer mit dem Phänomen des Leidens auseinanderzusetzen, um damit die Grundlage für eine Ethik zu schaffen, die mit guten Gründen für eine Minimierung des Leidens eintritt. So wäre es nach Metzinger dringend notwendig genauer zu wissen, welche Tiere über welche Formen von innerer Selbstbezüglichkeit verfügen, die erst die Möglichkeit eröffnet, unter bestimmten Bedingungen zu leiden. Nicht jedes Lebewesen, dem Verletzungen widerfahren, leidet darunter. Dafür muss das Wesen irgendwie wissen (falsches Wort!), dass es Schmerzen hat und verletzt ist. Metzinger gibt für diese Selbstbezüglichkeit einige Bedingungen an, auf die ich hier nicht en detail eingehen will.
Und er bringt ein Beispiel für die Konsequenzen aus einem größeren wissenschaftlichen Wissen über Leidensfähigkeit der Tiere. Metzinger ist seit langem strikter Vegetarier und hat in dem Zusammenhang aufgehört zu angeln, eine Leidenschaft, der er als junger Mann nachgegangen ist. Er will nicht für das Leiden von Fischen verantwortlich sein, die beim Angeln große Schmerzen erleiden müssen. „Wenn die Wissenschaft mir aber zweifelsfrei nachweisen könnte, dass Fische kein phänomenales Selbstmodell besitzen, also keine Innenperspektive und kein bewusstes Ich-Gefühl, dann würde ich sofort wieder Angeln gehen und mit Begeisterung gegrillten Thunfisch mit indonesischer Erdnusssoße essen.“ Das ist in meinen Augen eine vernünftige Argumentation, allerdings eine, die zugleich zeigt, wie eingeschränkt der Blick nur auf das Leiden der Tiere wirkt. Denn selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, in dem die Wissenschaft erkennen würde, dass Fische nicht leiden können, bleiben noch andere gewichtige Gründe, keinen Thunfisch zu essen bzw. den Fischverzehr so weit wie möglich einzuschränken. Ich erinnere nur an die zerstörerischen industriellen Methoden des Fischfangs, wie sie auf den Weltmeeren heutzutage üblich sind.
Eine poetische Weltsicht, wie sie z.B. Joseph Beuys formuliert hat, geht über diese Perspektiven hinaus. Für Beuys ist es die Kunst und nur die Kunst, die die Umweltprobleme, vor denen wir nicht erst seit heute stehen, lösen kann. Ich bleibe hier etwas bescheidener und behaupte nur, dass wissenschaftliche und künstlerische Perspektiven verschiedene Aspekte in den Vordergrund rücken, die alle für den mittlerweile verzweifelten Versuch, die Welt zu retten, ihre Relevanz besitzen.
Doch was genau zeichnet die poetische oder künstlerische Weltsicht aus? Die wissenschaftliche Weltsicht betrachtet die Lebewesen als isolierte Einheiten, die zwar eine Umwelt benötigen, um zu leben, aber ansonsten als eigenständige selbstreferentielle Systeme zu verstehen sind. Daran ist auch nichts falsch, und doch kann die Kunst helfen, diese Perspektive zu relativieren. Eine künstlerisch geprägte Weltsicht geht davon aus, dass die Verbindung zwischen Individuum und Welt viel enger ist als sie wissenschaftlich verstanden wird. Demnach steht der Mensch mit der Welt in einer dialogischen Verbindung. Die Welt und alles in ihr spricht zu mir! Dadurch erhält potenziell alles in der Welt Bedeutsamkeit für mich. Leiden ist dann nicht mehr nur ein individuelles Phänomen. Durch die menschliche Fähigkeit des Mitleidens kann auch von Lebewesen ohne Innenperspektive gesagt werden, dass sie leiden. Insofern leiden die Fische! Und um auf ein für Beuys und meine Arbeit gerade wichtiges Thema zu kommen: Selbst die Bäume leiden! Nicht nur in dem Sinne wie man sagen kann, ein Baum leidet unter der Hitze. Das Leiden der Bäume, das zu einem großen Teil durch menschliches Verhalten erzeugt ist, ist zugleich ein Leiden, das wir Menschen als solches wahrnehmen können. Kunst hilft dabei, genau diese Form des Mitleidens zu üben.
Dazu gehört mehr als der Versuch, das Ausmaß des Leidens in der Welt zu reduzieren. Metzinger schlägt eine Art ethischen Fußabdruck vor, der ähnlich wie der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Leiden jeder und jede Einzelne durch ihr/sein Leben für andere Lebewesen verursacht. Das ist eine sehr originelle und bedenkenswerte Idee, die offenbar Anleihen im Buddhismus gemacht hat. Auch dort zählt die Reduzierung von Leiden und nicht die Förderung von Glück zu den höchsten ethischen Maximen. Kein Pursuit of Happiness, sondern scheinbar bescheidener: weniger Leid verursachen!
Aus einer künstlerischen Perspektive ist es damit alleine nicht getan. Künstler*innen wissen um die Verletzlichkeit ihrer selbst und der Welt und suchen oft nach Wegen, mit dem daraus resultierenden Leiden umzugehen. Das Leiden ist nun einmal da, wir können uns nicht ausschließlich damit beschäftigen, unseren Leid-Index zu minimieren, sondern müssen uns dem vorhandenen Leid stellen. Zum Beispiel durch Trauern. Da kommt meine Aktion der 7000 (toten) Bäume ins Spiel. Mit der Hinwendung zu den toten und leidenden Bäumen habe ich eine Kunstaktion im Sinne, die sich dem Trauern um die Verluste an der Natur in einer Weise bewusst wird, die eine empathische Reaktion hervorruft. So verwirklicht sich die enge Beziehung zwischen Mensch und Welt, die die Verbundenheit betont statt nur auf den Aspekt der Individualität zu setzen.
Das macht Metzinger an anderer Stelle ebenfalls, und zwar auf sehr originelle Weise. Er zieht eine Verbindung zwischen Leid und Würde. Das interessiert mich wegen meiner Grundgesetzwanderung, in deren Rahmen die Frage nach der Unantastbarkeit der menschlichen Würde die Aktion begleitet hat. Metzinger geht es um einen anderen Punkt. Wir verlieren als Menschen unsere Würde, weil wir trotz Einsicht in die Notwendigkeit es offenbar nicht schaffen, unser gesamtes Handeln so zu ändern, dass es für die Menschheit und die Welt noch Hoffnung gibt, den Klimawandel und die damit einhergehenden Verwüstungen aufzuhalten. „Ein klassisches Verständnis von Würde besagt, dass man nicht nur im anderen, sondern auch in sich selbst immer die Menschheit als ganze respektieren soll.“ Damit spielt Metzinger auf Kants Kategorischen Imperativ an und verlässt die rein naturwissenschaftliche Perspektive, aus der heraus ethische Fragen (nach Kant) gar nicht behandelbar sind.
Kunst geht noch weiter. Für die Künstler*innen u.a. in der Tradition von Joseph Beuys ist nicht nur die Menschheit, sondern die Welt in ihrer Gänze Teil des ethischen Raums, der vom Menschen bedacht werden muss. Der Baum oder der Hase sind nach Beuys „Organe“ des Menschen, also Teil der menschlichen Existenz, die direkt geschädigt wird, wenn seine Teile leiden. Für Beuys hat jedes Leiden auf der Welt direkt mit der menschlichen Seele zu tun. „Die Bäume sind wichtig, um die menschliche Seele zu retten.“
Jeder Akt der Naturzerstörung, jede Verletzung der spezifischen Würde aller Lebewesen wirkt auf den Menschen, der darunter leidet. Kunst muss nach Beuys helfen, dieses Leiden wieder ins Bewusstsein des modernen Menschen zu rücken. Menschen müssen erst wieder lernen wahrzunehmen, dass und wie sie leiden. Das kann die Wissenschaft nicht leisten, weil sie Kategorien wie Würde und Mitleiden nicht zur Verfügung hat. In Beuys´ Worten: „Kunst ist die einzige Form, in der Umweltprobleme gelöst werden können.“
Dieser Satz ist in meinen Augen deshalb richtig, weil sich das vormoderne Weltverständnis, in dem die Dinge und Lebewesen der Welt in einem dialogischen und von gegenseitiger Abhängigkeit geprägten Verhältnis zueinander standen, in die Sphäre der Kunst zurückgezogen hat. Im religiösen Bereich und in der Naturschutzbewegung gibt es ebenfalls Relikte dieses Weltverständnisses. Aber nur die Kunst wird in der Lage sein, das dialogische Weltverhältnis mit den Errungenschaften der Moderne, insbesondere der individuellen Freiheit und dem Recht auf Selbstbestimmung des/der Einzelnen versöhnend in Verbindung zu bringen. Das war das Anliegen von Joseph Beuys und in diesem Sinne sehe ich meine eigene künstlerische Arbeit in seiner Tradition verhaftet. Mein Projekt der „7000 (toten) Bäume“ und die Aktivitäten rund um das „Institut zur Rettung der Welt aus dem Geiste der Kunst – IRWEGK“ sind zwei aktuelle Beispiele dafür.
Nur wenn es unseren Gesellschaften gelingt, die Notwendigkeit eines künstlerischen Weltverständnisses, das gleichberechtigt neben ein wissenschaftliches Ideal gestellt ist, zu akzeptieren, gibt es eine Chance auf Rettung. Die Wissenschaft alleine ist dazu nicht in der Lage, weil sie in ihrem Weltbild viel zu tief in einer Logik verstrickt ist, nach der die Welt und alles in ihr „Gegenstand“ ist, der analysiert und verwertet werden kann. Deshalb sollteübrigens auch die Philosophie ihren Blick nicht auf die Wissenschaft alleine richten. Einige für unsere Welt entscheidende Fragen lassen sich dort gar nicht stellen. In einigen Hinsichten weist nur die Kunst den Weg.
Den folgenden ausführlichen Kommentar habe ich von Malia Paro bekommen. 1. Teil:
ReplyDeleteHallo Herr Peters,
Ihr Blog Eintrag hat mich angeregt, regelrecht angestoßen und ich wollte gern etwas hinzufügen, was eventuell auch in Ihnen etwas anregt.
Gestolpert bin ich, als "freie Freundin" buddhistischer Weltanschauung und Lebensweise, über das Wort des "Mitleidens". Nach meiner Ansicht steckt insbesondere in der Geschichte und Tradition der "Weissen" Spezies Mensch schon derart viel Leid, dass es immer neues Leid produziert, denn Leid ist eine Energieform, die permanent nach Nahrung sucht. Diese Nahrung findet sie in Kriegen, in gewalttätiger Unterdrückung andersdenkender Menschen, der Frauen, des freien Willens, der naturnahen Lebensform weiser Frauen im Mittelalter, und hat sie immer wieder "genährt“.
Der Dalai Lama spricht in seinen Büchern von ANTEILNAHME. Anteilnahme kann Erkenntnis und Veränderungen bewirken. Aus Anteilnahme kann MITGEFÜHL entstehen, was nach meiner Empfindung mehr ist, als das „Mitleiden". Leid entzieht Kraft, denke ich. Wir brauchen jedoch jede Menge Kraft, um der Welt und uns selbst Trost und Hoffnung zu geben, vorzuleben und zu teilen. Anteilnahme ist und führt direkt zur empathischen Lebensweise. Empathie ist ein Teil der Liebe. Liebe, die über dasjenige hinaus zu gehen vermag, was unter einander nah stehenden Menschen stattfinden kann. Liebe beinhaltet Respekt, Achtung und Rücksichtnahme, Mitgefühl und Feinfühligkeit, wenn es um andere und deren Bedürfnisse geht. Um andere Menschen, um Tiere, um Pflanzen, um die Elemente, aus denen die Schöpfung entstand, deren vergleichsweise kleiner Teil wir Menschen sind.
Die Wissenschaft steht seit mindestens 100 Jahren im Dienst der wirtschaftlich potenten Kräfte und ist vom Intellekt her, also dem „Kopf“ gesteuert. Wir haben der Wissenschaft sehr viel zu verdanken, hier in unseren „zivilisierten“ Kulturen. Gleichzeitig wurden Erkenntnisse der Wissenschaft in einer nahezu axiomatisch funktionierenden Selbstverständlichkeit den Systemen verschiedenster Ausbeutungs- und Herrschaftsmethoden einverleibt. So gesehen wäre von ihr eher weniger Rettung der Welt, der Natur, den Elemente und Wesenheiten zu erwarten. Kommt noch hinzu, dass die Wissenschaft noch längst nicht alles erforscht hat, was das machtorientierte, der Gier und Gewinnmaximierung oft verfallene System bereits unwiderruflich zerstört hat.
Und dennoch, obwohl wir so ein kleiner Teil der großartigen Schöpfung namens Welt und Universum sind, welche wissenschaftlich bei weitem noch nicht umfassend erklärt und begriffen ist, dennoch sehen wir Menschen uns als Zentrum, oder Nabel der Welt, die vermeintlich lenken, steuern, verbessern und retten können. Nein, denke ich, das können wir SO nicht, sicher nicht, denn damit sehen wir uns noch immer als diejenigen an, die „regelnd und regulierend eingreifen können", was wir allerdings nicht tun und auch nicht zu tun vermögen. Wir sind bisher lediglich in der Lage, gelenkt durch Machthunger und Selbsttäuschung sowie Egozentrik, die Welt, uns selbst und alle Wesenheiten der Schöpfung auszubeuten, auszunutzen und letztlich zu Fall zu bringen.
Was also bleibt, wie können wir heilsam wirken? -
Der 2. Teil des KOmmentars von Malia Paro:
ReplyDeleteWir können UNSERE HERZEN ÖFFNEN !!! WÄRME zulassen, mitfühlen und erkennen, dass wir nur ein kleiner Teil der Schöpfung und des Ganzen sind. Wir können uns vom ATEM führen lassen. Wir können erkennen, dass wir uns in unzulässiger Weise das Recht genommen haben, alles beherrschen zu wollen, jedoch dabei sind, jedwede Grundlage ALLEN Lebens zunichte zu machen, weil wir nicht mitfühlen, nicht ANTEIL nehmen an dem, was uns umgibt. Die Ureinwohner Amerikas und Australiens lebten nach den Gesetzen der Einheit mit ihrer Natur und Umgebung. Das erhielt über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende das Gleichgewicht der Natur und beinhaltete Achtung vor anderen Wesen, Tieren und den Elementen. Elemente wären die Luft, das Wasser, die Winde, das Firmament, die Sterne ….. die Wirkweise des Universums.
JOSEPH BEUS hatte richtig erkannt, wie sehr wir verbunden sind mit allem und alles mit uns. Ja, gar mancher Künstler kann feine Antennen für sich und alles ihn Umgebende entwickeln. Allerdings wird nicht die Kunst die Rettung der Welt bewirken. Das kann nur die Öffnung der Herzen für umfassende Liebe und Anteilnahme in uns für die gesamte Schöpfung und gegenüber all ihren Facetten und Ausdrucksformen bewirken.
Dazu ein zeitloser Musik-Titel von John Lennon, mit dem Titel „IMAGINE“.
Malia Paro,
ReplyDeletegroßen Dank für Ihre E-Mail!
Ihre Kommentare zu meinem Blog-Beitrag geben mir die Gelegenheit, meine Gedanken nochmal zu überdenken und an ein paar Stellen neu zu formulieren. Hier kommt meine Antwort:
Im Prinzip bin ich mit Ihren Gedanken weitgehend d´accord. Nur ein paar Details würde für mich etwas anders formulieren. Und am Ende gibt es wohl auch einen größeren Unterschied in unserer Sicht auf die Dinge. Ich komme gleich darauf.
Ihre Skepsis gegenüber dem Begriff des Mitleidens teile ich dann, wenn Mitleiden und Mitleid als gleichbedeutend betrachtet werden. In dem Fall finde ich genau wie Sie, dass die Begriffe des Mitgefühls und der Anteilnahme viel besser ausdrücken, was gefordert ist.
Aber in meinem Text ging es mir um die Erörterung einer bestimmten Form von Leiden, nämlich dem der Bäume, Pflanzen, Tiere. Was ich sagen wollte, ist, dass dort ein menschliches Mit-Leiden nötig ist und in gewisser Weise eh immer passiert, gerade weil wir nicht getrennt sind von der lebendigen Natur (und auch nicht von der unlebendigen). Ich hätte den Begriff also besser auch so geschrieben: Mit-Leiden. Um dieses Mit-Leiden ins Bewusstsein oder die Aufmerksamkeit zu rücken, bedarf es sicher eines relativ hohen Grades an Mitgefühl und Bereitschaft zur Anteilnahme. Beuys hat in meinen Augen gezeigt, wie Kunst hier schulend wirken kann.
Was Sie zur Wissenschaft sagen, kann ich nur unterstreichen. Ich habe in meinem Essay “Künstler sein im Kapitalismus” dazu etwas ausführlicher geschrieben. Auch mir scheint es wichtig, den Unterschied zu machen zwischen der Funktion der Wissenschaft innerhalb der modernen, kapitalistischen Geisteshaltung - wo sie hilft, alles in der Welt nur noch entweder als auszubeutende Ressource oder als Müllplatz zu verstehen - und den konkreten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die ganz unabhängig davon ihre Relevanz besitzen.
Und genau wie Sie sagen, ist mithilfe der Wissenschaft eine maßlose Überschätzung des Menschen entstanden, deren desaströse Ergebnisse uns gerade vor die Füße fallen.
Klar stimme ich Ihnen auch sozusagen mit ganzem Herzen zu, dass uns nur weiterhelfen wird, wenn wir unsere Herzen öffnen, Anteil nehmen, dem Atem folgen! Nur bin ich etwas weniger optimistisch, dass der Appell daran wirklich weiterhelfen wird. Denn das ist ja ein im besten Sinne altes Wissen. Wir wissen ja schon sehr lange, dass dies die richtige Richtung wäre für eine “Rettung der Welt”. Das Wissen scheint aber nicht zu genügen. Mir gefällt an der Haltung von Beuys so gut, dass er in gewisser Weise pragmatischer startet und einen neuen Akzent setzt. Kunst ist der Weg! Und wie ich in meinem Text ja schon gesagt habe, gilt das nur deshalb, weil der Ansatz, sich mit der Welt neu zu verbinden, in die Kunst zurückgezogen hat. Die Kunst erlaubt außerdem, nach vorne zu schauen und die Errungenschaften der Moderne, die wir ja nicht aufgeben wollen, mitzunehmen. Wir können mit einer poetischen Welthaltung in ein dialogisches Verhältnis zu allem, was uns umgibt eintreten und dabei bis zu einem gewissen Grade freie, selbstbestimmte Menschen bleiben. Ein Zurück, z.B. in die Welt indigener Völker, in der das Verhältnis zur Natur noch von Respekt geprägt war, gibt es ja nicht. Wir müssen neue Formen finden, um unseren Respekt zu stärken und im Umgang mit der Welt umzusetzen.
Tja, und wir haben den Appell von John Lennon noch immer im Ohr, weil er ein künstlerischer war!