Ralf Peters
Dao Series No 4: anfangs/ in the beginning
am Sonntag, 2. Juni 2013, von 16.00 bis ca. 19.30 Uhr,
in der Galerie 21, Limburger Straße 21 (nahe Friesenplatz,)
Unter dem Titel
"The Dao Series" führe ich eine Reihe von Performances durch, in
denen ich mich mit Grundgedanken des chinesischen Daoismus beschäftige und sie
in das Medium "Stimme", genauer, der Extended Voice umsetze.
Hintergrund meiner "Dao Series" bildet meine Vermutung, dass sich im
altchinesischen Denken Motive finden, mit denen das Phänomen der menschlichen
Stimme adäquat erfasst werden kann und die ein starkes künstlerisches Potential
für die ganze menschliche Stimme besitzen.
Ich verstehe die
"Dao Series" als Fortsetzung meiner künstlerischen Stimmerforschung
mit Hilfe von Performances, bei denen ich mich in den vergangenen Jahren u.a.
mit dem Faktor Zeit und seinem Einfluss auf den Stimmklang auseinandergesetzt
habe.
In den Performances
der Dao Series werde ich mich für längere Zeit einer spezifisch daoistisch
geprägten inneren und/oder äußeren "Umwelt" aussetzen, mich mit ihr
so umfassend und intensiv wie möglich in Kontakt bringen und dann den Einfluss
auf meinen Stimmklang in freien improvisierten "Konzert"-Phasen
öffentlich erkunden.
In der vierten Version der Dao Series werde ich mich stimmlich dem Thema des Anfangs und Anfangens nähern und mich dabei von altchinesischen und daoistischen Aspekten des Beginns leiten lassen, die in Textbeispielen im Raum auftauchen werden.
In der vierten Version der Dao Series werde ich mich stimmlich dem Thema des Anfangs und Anfangens nähern und mich dabei von altchinesischen und daoistischen Aspekten des Beginns leiten lassen, die in Textbeispielen im Raum auftauchen werden.
Die Performance ist
zeitlich wieder nach der Struktur des I-Gings
aufgebaut. In drei Phasen von 64 Minuten
werde ich versuchen, nur bei jedem zweiten Atemzug meine Stimme erklingen zu
lassen, um dadurch permanent im Modus des Anfangens zu bleiben. Dazu werde ich
mich durchgehend mit eigenen Erinnerungen, Gedanken und Eindrücken
beschäftigen, die ich mit dem Thema des Anfangens assoziiere.
Die Dao Series zeichnen
sich dadurch aus, dass ich mit meiner Stimme über längere Zeiträume Klänge
produziere, die nicht musikalisch oder sprachlich konnotiert sind. Ich baue
meiner Stimme eine klare und strenge zeitlich-räumliche Struktur, in der sie
dann in freier Bewegung erklingt. Ziel der Performancereihe ist, in
verschiedenen Kontexten so nah wie möglich an eine Stimme zu kommen, die sich von selbst (chin. ziran) äußert, ohne
durch Entscheidungen von mir beeinflusst zu werden.
Die Idee des ziran,
des von selbst.
Als Stimmkünstler, der sich dem Ansatz der Extended
Voice nahe fühlt, interessiert mich zum einen Frage, wie ich den ganzen
Horizont der stimmlichen Möglichkeiten, auch jenseits von Singen und Sprechen,
erkunden und in den künstlerischen Prozess einbinden kann. Darüber hinaus aber
suche ich nach Wegen, die Stimmkonzepte die ich als Individuum und als Mitglied
einer bestimmten Kultur in mir trage, loslassen zu können und zu hören, was
meine Stimme von sich aus machen
kann. Das ist natürlich kein Ziel, von dem ich in irgend einem absoluten Sinne
erwarten würde, es zu erreichen, da es keinen kulturfreien Ort für einen
Menschen geben kann. Es ist unmöglich, sich völlig von den Prägungen zu
befreien, die einem das Leben mitgibt.
Mir geht es eher um eine regulative Idee im Sinne
Kants, die meine Stimmerforschungen bis zu einem gewissen Grad leiten kann.
Die Idee des von selbst/ziran,
spielt im chinesischen Denken eine zentrale Rolle. Im Tao Te King des Lao Tse
steht das von selbst über dem Dao,
das aus ihm entsteht. Anders als im westlichen Denken, in dem immer vom Sein
und dem Seienden aus gedacht wird, befindet sich im chinesischen Denken der
Prozess, die Entwicklung im Vordergrund. Demnach braucht es für diesen
stetigen, nie endenden Lauf der Dinge keinen äußeren Impuls. Er bewegt sich von selbst und die Kunst des Weisen, des
Fürsten und des Künstlers besteht darin, den Lauf zu ergründen, ihm zu folgen
und ihn für sich nutzbar zu machen.
In dieser Performance wird es darum gehen, die
Stimme so weit wie möglich von allen Vorstellungen und Erwartungen (was immer
das genau heißt) frei zu halten und in einen Zustand zu gelangen, in dem sie von selbst anfängt zu erklingen.
Under the title The Dao Series I am doing a series of
performances, in which I work with some fundamental thoughts of Daoism and try to transform them into the media of the
human voice or better the extended voice.
The background of the Dao Series is built by the assumption that there
are motifs in the old chinese thinking, which can help to get a adequate idea
of the human voice and which include a strong artistic potential for the
extended voice.
In this fourth of my Dao Series I will try to get closer to the idea of
beginning and start and will follow old chinese and daoistic aspects of
beginning, that will be present in the space as texts.
Time and duration of the performance will be structured again after the I
Ching. There will be three phases of 64 minutes. I will try to do a sound only
every second breath to keep myself in the mode of beginning. I will focuse
myself on memories, thoughts and impressions that are associated for me with
beginning.
The Dao Series are an artistic form in which I produce over a long period
of time sounds with my voice that are not related to words or music. I built
for my voice a clear and strong structure in time and space, where the voice
can move freely. My aim in these different contexts is to come as close as
possible to my own voice that moves by itself (chin. Ziran) without being
influenced through decision made by me.
Hier ein paar Photos/pictures from the performance:
Im vorderen Raum der Galerie hingen mehrere Papierrollen mit Texten zum Thema Anfang, die meisten aus dem TaoTeKing, aber auch ein Zitat von Robert Musil und der Text des I-Ging, das ich am Morgen vor der Performance mit Münzen geworfen hatte: "Die Anfangsschwierigkeit"! (echt wahr!!)
In the front room there were big paper rolls with textes about "beginning" mainly from the DaoDeGing but also a quotation from Robert Musil and the I-Ching that I threw on Sunday morning: "No.3, starting difficulties" (no joke, this is what I got!!!)
In the front room there were big paper rolls with textes about "beginning" mainly from the DaoDeGing but also a quotation from Robert Musil and the I-Ching that I threw on Sunday morning: "No.3, starting difficulties" (no joke, this is what I got!!!)
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